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Es gibt wohl keinen Mittelaltermarkt, an dem man nicht mindestens einen Brettchen-Webstuhl findet. Die Bänder zum Verzieren der Gewandung reizten mich zwar, Farben und Muster gefielen mir zwar selten. So kam die Überlegung auf, selbst Borten herzustellen. Mein erster Versuch war ohne Webrahmen und mit Strumpfstrickwolle (3 Farben). Da bei Ausgrabungen meist nur Brettchen und kaum Webrahmen gefunden wurden, war dies wohl eine gebräuchliche Technik. Gefundene Anleitungen besagten, dass man das man das vordere Ende am besten am Gürtel befestigen soll und das hintere z. B. an einen Tisch oder Stuhl (beides sollte aber nicht umfallen oder sich bewegen). Ich begann, mir das hintere Ende, während ich auf dem Sofa saß, um meinen großen Zeh zu hängen. Mit fortschreitendem Band und damit kürzer werdender Strecke zwischen den Fixierungen erkannte ich den Nachteil dieser Arbeitsweise. Ich brauchte also doch einen Webrahmen. Da meinem Mann mein Vorhaben, eigene Borten für die Gewandungen herzustellen gefiel, bekam ich zum nächsten Geburtstag einen selbst gebauten Webrahmen. Anstelle der Pappschildchen bestellten wir dünne Holzbrettchen, die ich entsprechend der Anleitung in dem auch für diese Technik gekauften Buch beschriftete.

Als erste Projekte standen Gürtel für Anna und mich auf dem Plan. Ich wollte sie aus selbst gesponnener und gefärbter Wolle herstellen, aber welches Muster wollte ich verwenden? Meine Recherchen ergaben eine Vielzahl möglicher Muster und den Hinweis, dass im Mittelalter noch eher einfache Muster verwendet wurden, insbesondere bei der einfacheren Bevölkerung. Ich schaute mir also Muster sowie die Techniken, die zu den Mustern führen an und erstellte mir daraus meine eigenen Vorlagen.

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Das Muster entsteht beim Brettchenweben durch die gespannten Kettfäden. Der Schussfaden fixiert nur die Kettfäden und ist lediglich am Rand etwas zu sehen. Es waren für das verwendete Muster 24 Brettchen mit jeweils 4 Durchbrüchen mit je einem Faden zu bespannen. Dabei war nicht nur auf die richtige Farbe sondern auch auf die richtige Ausrichtung des Brettchens zu achten. Zieht man den Faden z.B. von rechts nach links und nicht von links nach rechts durch das Brettchen, sieht das Muster nicht so aus, wie man es sich vorgestellt hat. Dadurch, dass aber alle Brettchen gleich falsch bespannt wurden, ergab im Fall des braunen Gürtels die Rückseite ein ansprechendes Aussehen.

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Nach den beiden Gürteln, die feste Bestandteile unserer Gewandung sind, habe ich für mich im gleichen Material (Lila Wolle) eine Borte für mein Kleid gewebt. Anschließend kam mein Mann dran. Ich hatte bei einem Händler feine Schurwolle bestellt und daraus Borten für seine Tunika gewebt. Nach weiteren Borten mit ähnlichem Muster wollte ich etwas anderes versuchen – Doubleface. Bei der Technik arbeitet man mit 2 Farben (eifache Variante) wobei im Ergebnis die Rückseite genau so schön aber mit umgekehrten Farben aussieht. Man kann hierbei auch Bilder, z.B. einen Drachen einweben. Allerdings sind die Bilder nur mit viel Konzentration und einzelnem drehen jedes einzelnen Brettchens verbunden. Da das Weben nur Hobi ist und ich es als Enspannung mache, gab ich die Bilder schnell auf. Es entstand ein Musterband mit mehreren hübschen aber einfacheren Mustern.

Die Erstellung meiner weiteren Bänder werden in nächster Zeit wohl ähnlich ablaufen: ca. 2 Stunden konzentrierte Arbeit, um den Webrahmen korrekt zu bespannen. Danach brauche ich immer nur bis 4 zählen: 4 mal Brettchen vorwärts drehen und 4 mal zurück. Als Rentner denke ich vielleicht auch mal wieder über Zählmuster nach …

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