Das Nadelbinden ist eine uralte Technik, die nach meinen Informationen zum Ende des Mittelalters, also ab dem 14./15. Jahrhundert durch das Stricken zum Großteil abgelöst wurde. Mit dieser Technik können elastische Stoffe hergestellt werden, die als Kleidungsstücke, aber auch z. B. als Siebe verwendet wurden. Das Grundprinzip ist, dass mit einer Nadel, die einer groben Nähnadel ähnelt und einem Faden durch verschlingen des Fadens ein Stoff entsteht. Durch die jeweiligen Schlingen muss jeweils der komplette Faden durchgezogen werden. Das, und die Tatsache, dass der Faden immer wieder verlängert werden muss (bei Wolle am besten durch anfilzen) sorgt dafür, dass das Nadelbinden eine sehr aufwändige Technik ist. Wenn ich den Zeitaufwand für ein Paar nadelgebundenen Socken im Gegensatz zu einem Paar gestrickten Socken sehe – er ist um ein vielfaches höher. Wer also plant, nadelgebundene Stücke herzustellen, sollte also mit einem kleinen Teil beginnen und sich dann überlegen, ob er/sie auch durchhält, Zeitaufwändiges fertig zu stellen. Nur, um ein Gefühl dafür zu bekommen: bei den von mir gefertigten „Overknees“ stellte ich fest, dass ich pro Reihe (im oberen Bereich) etwa einen Faden und eine Stunde benötigte. Der Spaß an der Arbeit sowie die Tatsache, dass ich viel unterwegs war und meine Hände als Beifahrer oder im Zug eh nichts zu tun hatten, sorgten aber dafür, dass ich gleich zwei Paar (für meine Tochter und für mich) gefertigt habe. Ansonsten habe ich verschiedene Stücke angefertigt, angeregt durch das Buch „Nadelbinden – Was ist denn das?“ (von Ulrike Claßen-Büttner) und diversen Blogs. Auch bei Facebook fand ich eine Gruppe, die sich mit dem Thema befasst. So entstanden z. B. Mützen, Strümpfe (kurz und lang), Handstulpen, ein Schultertuch, Hüllen für Getränkeflaschen und kleine Gürteltaschen. Der Einstieg in die Techniken (es konnten entsprechend der Fundstücke bei Ausgrabungen verschiedene Stiche entdeckt werden) war nicht ganz einfach. Es gibt verschiedene Darstellungsarten und auch verschiedene Anleitungen dazu. Bevor ich eine für mich praktikable Arbeitsweise fand, hat es einige Zeit und diverse Versuche erfordert. Ich habe mir dann angewöhnt, die Schlingen um den Daumen zu wickeln, wodurch die Schlingen größer und lockerer werden.
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